Ich erlebe es in Seminaren und Beratungen immer wieder: Unternehmen kennen den Ratingbericht ihrer Bank oder Banken nicht. Den oder die sollten Sie aber kennen! Denn die Ratingnote, mit denen Ihre Banken Ihr Unternehmen bewerten, sind gemäß Basel III eine entscheidende Grundlage für jede weitere Kreditentscheidung.
Die Ratingberichte der Banken und Sparkassen
Unternehmen sollten nicht nur die Ratingnote kennen, sondern auch die „Berichte“ Ihrer Banken zum Rating des Unternehmens. In diesem Ratingbericht werden die Beurteilungen für Ihr Unternehmen ausführlich dargestellt:
- Bei den Sparkassen heißt dieser Bericht „Stärken-Potenzial-Profil“
- Bei den Genossenschaftsbanken heißt dieser Bericht „Ratingexposé“ oder ähnlich
- Bei der Commerzbank heißt dieser Bericht „indikative Ratingbeurteilung“
- Und auch alle anderen Banken haben so einen Bericht für ihre Kunden
Für welche Kunden die Kreditinstitute einen Ratingbericht erstellen und diesen übergeben – das ist allerdings sehr unterschiedlich. Daher sollten Sie unbedingt danach fragen. Mehr dazu lesen Sie im Kapitel 11 meines Buches zum Thema Kreditverhandlungen zum „Ratinggespräch“.
Nach den Ratingberichten fragen und vergleichen
Warum Sie danach fragen sollten? Weil die Ergebnisse höchst unterschiedlich ausfallen können. Und dann wäre es gut, den Ursachen in Gesprächen auf den Grund zu gehen. Einer meiner Kunden hat jetzt die Ratingberichte von vier Banken erhalten. Für alle vier Banken war der Jahresabschluss 2018 Basis für das Rating. Natürlich wollte mein Kunde diese vier Ratingergebnisse vergleichen.
Dabei stellt sich Unternehmen eine zentrale Frage: Wie vergleiche ich die unterschiedlichen Noten meiner Banken? Für meinen Kunden waren das die folgenden Noten:
- Sparkasse: 5
- Volksbank: 2B
- Commerbank: 2,8
- Deutsche Bank: iBB+
Diese Ratingnoten kann ein Unternehmen nur vergleichen, wenn es die „Ausfallwahrscheinlichkeiten“ hinter den Noten kennt. Und diese stehen eben auch in den Ratingberichten. Bei meinem Kunden waren das die folgenden Ausfallwahrscheinlichkeiten:
- Sparkasse: 0,39
- Volksbank: 0,75
- Commerbank: 0,5494
- Deutsche Bank: nicht benannt im Ratingbericht – Ableitung auf Basis der Note: 0,59
Ratingnoten realistisch einschätzen
Wie sind nun diese Ausfallwahrscheinlichkeiten zu beurteilen? Auf jeden Fall sind die Differenzen aus Ratingsicht groß! Die Erklärung dazu finden Sie in der Vergleichsübersicht zu Ratingnoten des Bundesverband Die KMU-Berater: Dort können Sie die Ratingnoten mit den Ausfallwahrscheinlichkeiten ablesen und finden eine Beurteilung in sieben Stufen.
Zu diesen sieben Stufen finden Sie dort eine Beschreibung: So schätzen die Finanzierungsexperten der KMU-Berater die weitere Kreditvergabebereitschaft Ihrer Banken ein.
Also: Fragen Sie Ihre Kreditgeber nach deren Ratingnoten und Ratingberichten und orientieren Sie sich dazu an der Vergleichsübersicht der KMU-Berater – und leiten Sie dann ggf. Maßnahmen ab, um die Finanzierungszukunft Ihres Unternehmens zu stabilisieren, zu verbessern oder gar zu sichern.