Frühwarnsystem für KMU

Ein Frühwarnsystem für KMU sollte in kleinen und mittleren Unternehmen eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein: Denn natürlich ist es sinnvoll, Risiken und Chancen möglichst frühzeitig zu erkennen – und dann zu handeln. Je früher Unternehmen Warnsignale im Markt und im Unternehmen wahrnehmen, umso mehr können sie noch agieren. Wer zu spät Signale aufnimmt, kann nur noch reagieren – hat also deutlich weniger Handlungsspielräume.

Außerdem sollten KMU bei diesem Thema die Anforderungen Dritter berücksichtigen: Gesetzgeber und Kreditgeber.

Frühwarnsystem für KMU: Inhalte

Ein Frühwarnsystem für KMU sollte u.a. folgende Fragen beantworten:

  • Welches sind die größten Risiken im Geschäftsmodell des Unternehmens?
  • Wie können diese regelmäßig beobachtet und erkannt werden?
  • Wie können diese reduziert oder sogar vermieden werden?
  • Welche weiteren Risiken könnten in der Zukunft bei einer Weiterentwicklung des Geschäftsmodells dazu kommen?
  • Welche wesentlichen Chancen sollten immer im Blick sein?
  • Welche Instrumente / Kennzahlen / Signale sollen zur Beobachtung  genutzt werden?
  • Wer im Unternehmen ist dabei für welche Themen und Aufgaben verantwortlich?
  • . . .

Typische Risiken in KMU

Typische wesentliche Risiken in Unternehmen sind zum Beispiel die folgenden. Aber Achtung: Diese Aufstellung ist keinesfalls abschließend. Es hängt vom Geschäftsmodell ab und auch von der Größe des Unternehmens und der Komplexität seiner Organisation. Trotzdem seien die folgenden Risiken angesprochen:

Produkthaftung / Forderungsausfall / Abhängigkeit von wenigen Großkunden / Abhängigkeit von wenigen Lieferanten / Abhängigkeit von der Fachkompetenz einzelner Mitarbeiter / Ausfall von Unternehmer:in für mehrere Wochen / Ungenaue Kalkulationen / keine aussagefähigen Zahlen zur Unternehmenssteuerung / Abhängigkeit von nur einer kreditgebenden Hausbank /  neue Trends, die das bisherige Geschäftsmodell in Frage stellen / Nicht ausreichende Kreditlinien / Schlechtes Rating bei Kreditgebern / .  .  .

Typische Chancen in KMU

Natürlich gehören die Chancen genauso in den ständigen Frühwarn-Blick: Denn wer Chancen liegen lässt, geht eben auch Risiken ein. Zu denken ist dabei vor allem an den Markt, die Kunden und Kundengruppen und deren sich verändernde Bedürfnisse. Und an Trends und neue technische Entwicklungen, die KMU aufgreifen können, wenn sie diese früh genug erkennen. Dazu gehören aber auch Chancen, die in noch nicht genutzten Mitarbeiterpotenzialen liegen. Ihnen werden weitere Chancen-Felder durch den Kopf gehen.

Frühwarnsystem für KMU: Anforderungen Dritter

Banken erwarten Frühwarnsystem

Das ist das Ergebnis der „Bankenumfrage 2021“ des Bundesverband Die KMU-Berater zu „Kreditbedingungen unter Corona“. Die Frage an die Banken lautete: „Wie wichtig ist ein vorhandenes Frühwarnsystem beim Unternehmen?“ Die Antworten:

  • äußerst wichtig: 20,4 %
  • Sehr wichtig: 58,4 %
  • relativ wichtig: 17,9 %
  • eher unwichtig: 2,7 %
  • überhaupt nicht wichtig: 0,9 %

Die Schlussfolgerung für Ihre Bankgespräche: Sprechen Sie die Frühwarnfunktionen in Ihrem Unternehmen mit an. Die gesamten Ergebnisse der Umfrage finden Sie bei den KMU-Beratern.

Diese Umfrage stammt zwar aus Anfang 2021. Wenn wir diese heute mit Blick auf Inflation, Krieg gegen die Ukraine, Fachkräftemangel etc. erneut durchführen würden: Wir würden nach meiner Einschätzung zu ganz ähnlichen Ergebnissen wieder kommen.

Der Gesetzgeber erwartet ein Frühwarnsystem

Diese Forderung für alle Unternehmen ist relativ neu: Seit dem 1.1.2021 gilt das Unternehmensstabilisierungs- und –restrukturierungsgesetz (StaRUG). Im § 1 Absatz 1 heißt es: Die Geschäftsführer einer GmbH müssen fortlaufend über Entwicklungen wachen, die den Fortbestand der GmbH gefährden können. Erkennen die Geschäftsführer solche, ergreifen sie geeignete Gegenmaßnahmen und erstatten den zur Überwachung der Geschäftsleitung berufenen Organen unverzüglich Bericht. Und im Absatz 2 wird geklärt, dass dies auch für andere Rechtsformen gilt. Mehr zum StaRUG finden Sie in diesem Beitrag bei den KMU-Beratern.

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